Patrik H. Feltes

Ein Text über die Kohleförderung in Hostenbach
aus Napoleonischer Zeit

Eine Passage im Jahrbuch des Moseldepartements beschreibt den
Hostenbacher Kohleabbau im Jahre 1803

Wir haben vor ein paar Tagen die Förderung der Kohle im Saarland mit großen Feiern endgültig beendet. Damit endet nicht nur ein Stück Industrie, Einwanderungs- und Infrastrukturgeschichte im Saarland, sondern auch ein wichtiges identitätsbildendes Element für die Saar ist ein für allemal Vergangenheit geworden. Auch im Wadgasser Raum spielte die Kohleförderung eine große Rolle und das nicht nur seit ein Teil des Gebietes des heutigen Saarlandes und auch der Wadgasser Raum zur preußischen Rheinprovinz gehörten. Bereits zu Abteizeiten wurde in Wadgassen Kohle gegraben und trotz des Erlasses seitens der Saarbrücker Grafen auf ihr Vorrecht des Kohleschürfens haben die Chorherren ebenfalls auf dem Gebiet ihrer Meierei  Hostenbach Kohlen geschürft. Die Wichtigkeit der hier entdeckten Flöze und ihre verhältnismäßig einfache Ausbeutung spielte auch während der Französischen Revolution eine nicht unbedeutende Rolle, wie nun in einem neu gefundenen Jahrbuch vom Anfang des 19. Jahrhunderts zu lesen ist. In der Revolutionszeit erschienen in jedem Département sogenannte ‚Annuaires‘, Jahrbücher also, die allerlei geographische, geologische, meteorologische und auch sonstige wichtige Daten für den alltäglichen Gebrauch (1) enthielten, um die von der Feudalherrschaft ‚befreiten‘ Gebiete und Landstriche der Republik ausführlich und detailreich zu beschreiben. In einem solchen Jahrbuch aus dem Jahr 11 der Revolution (das ist das Jahr 1803) mit dem Titel „Annuaire du Département de la Moselle, pour l’an XI de L’Ère Français“ (2) findet sich eine interessante Passage, die auf die Kohlengrube in Hostenbach verweist und weitere Angaben zu ihrer Nutzung während der Revolutionszeit des ausgehenden 18. Jahrhunderts macht.

Vergrößerte Darstellung des Abtswappens von Peter Schmidt, wie es innerhalb der überlieferten
Festschrift (Rückseite des untan gezeigten Tigelblattes) anläßlich seiner Wahl zum Wadgasser Abt  überliefert ist

Ein eigener Abschnitt des in französischer Sprache verfaßten 180-seitigen Nachschlagewerkes beschreibt unter der Überschrift ‚Houillères‘ (Kohlengruben) die damals drei existierenden Kohlengruben des Moseldepartements, nämlich Hostenbach, Groswald und Puttelange, unser heutiges Püttlingen. Über Hostenbach finden wir dort folgenden, in französischer Sprache abgefaßten Text, nachfolgend in meiner Übersetzung wiedergegeben:

Kohlengruben. Dieses Departement besitzt drei Kohlengruben in der Gegend des Cantons Sarrelibre (=Saarlouis), die dem Saar-Departement zugehören, und von dem Fluß gleichen Namens umflossen werden. Die erste ist die von Hostenbach im Verwaltungsbezirk Schaffhausen: Sie scheint einem Ausläufer zuzugehören, die das elliptische Gebiet der Kohlengruben des Landes Nassau beschreibt und wurde im Jahre 1768 aufgegeben, um danach Frankreich zugesprochen zu werden. Sie gehörte der Abtei Wadgassen. Gemietet durch das Departement am 16. Pluviose im Jahre 5 (=16. Februar 1797), danach verkauft am 11. Pluviose des Jahres 7 (=11. Februar 1799) wurde sie mit großem Einsatz ausgebaut; es begab sich, daß Gemeinden und Privatpersonen andere [Kohlengruben] eröffneten, die verschiedenen Personen zugesprochen wurden, und zwar in solcher Weise, daß das Kohleschürfen momentan an vier Stellen erfolgt und eher wenig geordnet verläuft. Diese Grube hat [Flöze mit einer] Dicke von drei Fuß; die Kohle wird zum einen zweigeteilt durch ein Lehmband, zum anderen wird der Grube durch eine Verwerfung im Lehm sehr viel Wasser zugeführt. Die Neigung ist überall gegen Westen, bald stärker, bald weniger erheblich. Die am tiefsten plazierte Pumpe ist 30 Fuß unterhalb der Saar aufgestellt. Die Ausbeutung dieser Grube wird unverzüglich regularisiert werden.“
 

Kurzbeschreibung der Hostenbacher Grube und ihrer Ausbeutung Anfang des 19. Jahrhunderts, Seite 34

Diese frühe und zugleich detailreiche Beschreibung des Kohleabbaus in Hostenbach macht deutlich, daß der französische Bericht zeigt, daß bereits vor der systematischen Ausbeutung der Kohlevorkommen durch die im 19. Jahrhundert neu entstehenden Kohlegruben an der Saar das Kohleschürfen in unserer Gegend eine bedeutende Rolle spielte und bereits durch die Abtei Wadgassen systematisch verfolgt worden ist. Ebenfalls läßt sich erkennen, daß die Industriegeschichte an der Saar nicht erst mit dem Ausbau der Industrie in der Saargegend durch Franzosen und die Preussen erfolgte, sondern hier schon wesentlich früher entwickelt wurde, wie die Erwähnung der Abtei Wadgassen als frühere Besitzerin erkennen läßt.

Anmerkungen: (1) Diese Jahrbücher fungierten auch als Nachschlagewerk für die wichtigsten Adressen und Ansprechpartner im Departement, Angaben z.B. zu Gerichten, Hospitälern oder Märkten, enthielten aber auch detailierte Angaben zu Industrieorten, Eisenerzeugung oder auch den Kohlengruben wie im hier gezeigten Beispiel. (2) Das ist: Jahrbuch des Moseldepartements für das Jahr XI unserer Französischen Zeitrechnung

 

 

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