Unterm Krummstab Hammer, Lilie, Steine:

Darstellung das Wappens von Abt Michael Stein in der Basilika St. Johann in Saarbrücken

Bewegt man sich durch die heutige Landeshauptstadt Saarbrücken, so kann man auf Schritt und Tritt Überbleibsel aus der großen Zeit der ehemaligen Residenzstadt Saarbrücken und ihrer Schwester St. Johann am rechten Saarufer erkennen. Wie im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation überall üblich, gab es in unmittelbarer Nachbarschaft der Saarbrücker Grafschaft weitere kleinere und mittlere geistliche und weltliche Herrschaften, die entweder in Abhängigkeit zu den Saarbrücker Grafen standen oder eine eigene Herrschaft bildeten. Die seit dem Jahre 1135 existierende Prämonstratenserabtei Wadgassen, an der mittleren Saar in unmittelbarer Nähe der Mündung der Bist gelegen, war bis 1766 ein Teil der Saarbrücker Herrschaft, durfte aber auf ihren Besitzungen eigene Gerichtsbarkeit ausüben und besaß Herrschaftsrechte und Privilegien. Zur Verwaltung ihrer Besitzungen in Saarbrücken udn St. Johann unterhielt die Abtei eigene Häuser und Niederlassungen - in Saarbrücken eine Probstei - die ihr als Stützpunkt dienten. Nachdem die Saarbrücker Grafschaft 1571 protestantisch geworden war, wurde zunächst auch die Verbindung zu Wadgassen seitens der Saarbrücker Fürsten schwieriger. Die geistliche Versorgung der Saarbrückischen Länder wurde zunehmend durch reformierte Geistlich mit Billigung des Fürsten betrieben. Erst die durch den Dreißigjährigen Krieg verursachten Unsicherheiten bezüglich der Souveränität der Saarbrücker Grafen und die wechselnde Dominanz der französischen Krone auf größeren Gebieten des heutigen Saarlandes stärkte von Neuem die katholische Seite. Auf Betreiben der französischen Krone und des Papstes wurde schließlich der Neubau einer katholischen Kirche für St. Johann nach Plänen des Saarbrücker fürstlichen Architekten Friedrich Joachim Stengel bewirkt udn umgesetzt. Der Wadgasser Abt konsekrierte die neue Pfarrkirche nicht nur, sondern beteiligte sich auch an der Ausstattung des Innenraumes an Gestühl. Kanzel und Altären, die von Wadgasser Künstlern ausgeführt wurden. So nimmt es nicht Wunder, daß sich auf der Vorderseite der ersten Bank auf der Männerseite bis heute eine Schitzerei zu sehen ist, die das Wappen des seinerzeitigen Abtes Michael Stein in Reliefschnitzerei zeigt.

Geschnitztes Wappenrelief an der Vorderseite der Stirnbank der Männerseite in der Basilika St. Johann
Photo ©  Patrik H. Feltes

Auffallend die detailgenaue Wiedergabe des Wappens von Michael Stein, dessen Name oberhalb mit dem Zusatz 'Abbas Wadegotiensis' (Abt, Vater von Wadgassens) angegeben ist. Ungewöhnlich die Einfassung des mittig in einem Zierfeld positionierten Wappenreliefs mit zwei C-förmig gespiegelten Rocaillenformen, außen halb Muschelwerk, innen halb mit Pflanzen- blättern versehen, die an die gemalte Wappenüberlieferung aus den Klosterannalen erinneren. Merkwürdig auch die einfachen knotenartigen Eckabschlüsse, die das zusätzlich mit einem Profil umgrenzte Wappenfeld in ein äußeres Rechteckrelief einpassen.

Detailaufnahme Wappenbild und Einfassung  Photo ©  Patrik H. Feltes

Detail mit Inschrift und Wappenrelief, das deutlich auch heraldische Schaffuren aufweist, wie diese in  der 'Geschichte der Abtei Wadgassen' von 'Michael Tritz dargestellt sind
(linker Spalt roter Hintergrund, Schildfuß in blau)
Photo ©  Patrik H. Feltes

 

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